Krummhörn – Sommerzeit, Ferien und das schöne Wetter. Es ist die Zeit, in der nicht nur die Krummhörner ihr Fahrrad aus der Garage holen, sondern sich auch sehr viele Touristen in unserer Gemeinde bewegen und noch nie waren es so Viele, wie in der Corona Zeit, denn es ist die Möglichkeit sich zu begegnen und Menschen zu treffen, immer mit dem entsprechenden Abstand.
Ich habe diesen Sommer auch genutzt und mir ein Retro Bike besorgt und habe mich auf den Weg gemacht um unsere Gemeinde zu entdecken. Zuerst habe ich festgestellt das ich mit meinem alten Rennrad ziemlich allein auf weiter Flur unterwegs bin. Die überwiegenden Räder die mir bei drei Ausflügen begegneten waren Pedelecs. Es scheint die wunderbare neue Leidenschaft vieler Krummhörner und Feriengäste zu sein. Ein E-Bike.
Doch der erste Schock ereilte mich schon auf dem Weg von Loquard nach Groothusen an der L2. Warnschilder die dir sonst nur als Autofahrer auf Stadtstraßen oder Autobahnen begegnen säumen den Weg. Achtung Wegschäden! Oh. Doch nicht nur das. Der Weg ist anders als Radwege in Holland oder im Landkreis Wittmund (letzte Tour machte ich in Carolinensiel) , oder im Rheiderland, sind viel schmaler. Kurz vor Campen kommt mir eine Familie mit zwei Kindern entgegen, die Kids fahren mit großen Schlenkern und ich bekomme Panik ob das passt. Ich bleibe besser stehen bis die mich passiert haben.
In Upleward ist mein Hintern auf dem harten Ledersattel erst einmal bedient. In Pewsum besorge ich mir bei Mentjees Fahrradladen erst einmal einen neuen Sattel. Der Mechaniker lacht sich fast kaputt über das alte harte Lederding und sagt.“Ne min Jung, dat geiht hier gar nicht.“ Mein zweiter Ausflug über die Deichwege nach Greetsiel ist schon besser, bis auf die leidige Umleitung vor Hamswehrum. Von Groothusen nach Greetsiel ist es dann noch nerviger. Ein Verkehr wie in Köln am Rheinufer. Immer geht knapp aneinander vorbei und wird von der Sorge begleitet ob der, der dir entgegen kommt sein Rad im Griff hat.
Der letzte Ausflug war dann eine Tour von Loquard zur Knock und über die Deichwege zurück bis nach Groothusen. Die Wege am Deich sind inzwischen wunderbar ausgebaut und hier macht das Radfahren wirklich Spaß.
Dann ein wunderbarer Aufenthalt in der Osterburg. Für die Rückfahrt wähle ich den landwirtschaftlichen Weg über Woltzeten nach Campen zurück. 5 Km vor Loquard ist der Hinterreifen durchgeschlagen und ich gehe den Rest zu Fuß. Tja. Pech gehabt. “ Muss man mit dem Rennrad auch nicht längs fahren“, sagt ein Bauer in Campen und zwinkert mir zu, als ich am Hof vorbei schiebe.
Stimmt. Rennrad muss man nicht, sollte aber möglich sein
Die Verbindungen zwischen den Gemeindedörfern und teilweise in den Dörfern sind eine Zumutung, zumindest entsprechen sie nicht dem Fahrrad E-Bike- Boom und den Leistungsmöglichkeiten der Pedelecs und auch nicht den Fähigkeiten älterer Menschen, die auf dem Rad zum einkaufen unterwegs sind und die nur noch das Fahrrad zur täglichen Fortbewegung haben. In Pewsum ist das Leben auf dem Rad aufgrund des Strassenverkehrs fast am Limit. Dankeschön liebe Gemeinde für die roten Überführungen am Kreisverkehr!
Aber denkt bitte auch an die Geschäftsfrau aus Loquard, die keinen Führerschein hat und jetzt ein teures Pedelec besitzt um vier mal die Woche zwischen Loquard und Greetsiel zu pendeln. Sie entlastet den Verkehr und tut etwas für die Umweltbilanz und gerät dabei hin und wieder in arge Nöte. Die Fahrten sind kein Vergnügen, sondern hin und wieder arger Stress. Nicht der Wind, gegen den schafft es das E-Bike, sondern der Gegenverkehr auf den Radwegen beschwört so manche brenzelige Situation herauf.
Nun haben wir in diesem Jahr Wahlen. Der Ex-Bürgermeister der Krummhörn Johann Saathoff SPD macht sich stark für eine Änderung in Sachen Forstwirtschaftliche Wege und Radwege. Er versendet einen Hinweis auf Fördermittel. Zitat:“ Das Programm bietet Förderquoten von bis zu 90 Prozent. Niedersachsen erhält insgesamt einen Anteil von rund 65 Millionen Euro. Förderfähig sind dabei unter anderem der Neu-, Um- und Ausbau von Radwegen einschließlich der Planungsleistungen Dritter.
„Durch dieses Programm leistet der Bund einen wichtigen Beitrag die Attraktivität des Radverkehrs weiter zu steigern. In Ostfriesland ist das auch gutes Signal für den Fahrradtourismus“, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Johann Saathoff.“ Die SPD Krummhörn reichte bereits einen Antrag ein.
Die Grünen Krummhörn– Zitat:“Wir wollen die Einrichtung von Paddel- und Pedalstationen an verschiedenen Stellen in der Krummhörn und dass Lade- und Verleih-Stationen für Elektrofahrräder an relevanten Tourismusorten eingerichtet werden und dadurch eine touristisch attraktive Verbindung zu den Nachbargemeinden und nach Emden geschaffen wird. Zur Attraktivitätssteigerung des Fahrradtourismus in unserer Gemeinde gehört ein gut ausgebautes Radwegsystem. In Zusammenarbeit mit Bauernhöfen und anderen privaten Anbietern wollen wir ein ansprechendes Rast- und Verpflegungsangebot aufbauen. Hiervon würde auch der Wandertourismus profitieren.“ fordern das in Ihrem Wahlprogramm.
Wir Krummhörn Bewohner können nur hoffen, das auch die anderen Parteien die sich als Ratsmitgleider für den Gemeinderat und das Bürgermeisteramt bewerben, gleiches im Schilde führen. In einem Gespräch mit Heiko Mönck aus Manslagt (Zweigstellenleiter Siebels Pewsum), der sich für einen Ratssitz in der Gemeinde bewirbt, sagte der:“Sehe ich auch so, unsere Radwege sind wirklich schlecht, da könnten wir in einer Ferienregion besser sein“. Am letzten Donnerstag gab es auf dem Radweg nach Pewsum einen Unfall zwischen zwei Radfahrern mit Todesfolge. Schlimm.Traurig.
Natürlich benötigen wir auch eine Entzerrung des Fahrrad- und Autotourismus in Greetsiel z.B. , wie Alfred Jacobsen (Bürgermeister Kandidat der SPD) neulich bei Facebook bemerkte. Da stehen wohl alle Gemeinden der Ferienregionen an der Nordsee einem Scheideweg. Wem geben wir den Vorrang, den Autos oder den Rädern? Wir brauchen kluge Lösungen und eine völlig neue Diskussion.
Ja liebe Gemeindeverwaltung Krummhörn, wir brauchen das wirklich, denn es macht eigentlich so viel mehr Spaß mit dem Rad, als mit dem Auto die Krummhörn zu entdecken, oder am Samstag oder Sonntag mit dem E-Bike beim Besuch eines Fußballspiel in Upleward, Pewsum oder Loquard keinen Parkplatz suchen zu müssen.
Und wir mögen es den Nachbarn mit einem fröhlichen Moin! auf den Lippen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Werdet bitte tätig, denn ich denke auch ohne Mitglied in einem politischen Gremium zu sein, das es dafür Mehrheiten gibt. Es ist allerhöchste Eisenbahn.