Loquard – Ein herzliches Willkommen dem „Krummhörner Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit“ in der Krummhörn. Gestern war ich Gast auf der inspirierenden Gründungsveranstaltung in der Mensa der IGS in Pewsum, zu der etwa 70 Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde und Gäste aus Nachbargemeinden gekommen waren. Es war ein besonderer Tag, der bewusst auf historische Ereignisse Deutschlands verweist.
Der 8. November hat in der deutschen Geschichte mehrmals wegweisende Momente erlebt, von der Reichspogromnacht 1938 bis zum Mauerfall 1989. Das „Krummhörn Bündnis“ setzt sich in die gesellschaftliche Mitte und betrachtet Extremismus als generelles Problem, nicht nur beschränkt auf eine bestimmte Richtung, gegen das unbedingt etwas unternommen werden muss.
Die Gründungsveranstaltung wurde von Hilke Loden, der aktuellen Bürgermeisterin der Krummhörn, eröffnet. Sie betonte, dass das Bündnis keine offizielle Einrichtung der Verwaltung ist und keine politische Partei darstellt. Die Unterstützung des Gemeinderats, der sich im August klar gegen menschenfeindlichen Extremismus positioniert hat, ist jedoch gewiss.
Jochen Risto, als zweiter Sprecher des Abends, teilte seine Erfahrungen von den Protestaktionen gegen ein Nazi-Konzert in Canum. Er betonte die Notwendigkeit, nicht nur gegen etwas zu sein, sondern einen positiven Ansatz für Demokratie und Weltoffenheit zu wählen.
Die Diskussion über das Gründungspapier, moderiert von Jürgen Neubert, zeigte, dass es nicht einfach ist, politische Statements gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit in einem gemeinsamen Dokument zu vereinen.
Nach intensiven Gesprächen und einer mehrheitlichen Abstimmung wurde jedoch ein Konsens erreicht, und somit ist das „Krummhörner Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit“ nun offiziell gegründet.
Die Diskussionsrunde offenbarte eine Unzufriedenheit vieler Anwesender mit der Arbeit der etablierten politischen Parteien im Gemeinderat der Krummhörn. Trotz einer klaren Resolution gegen Rechts und Nazis scheint das Vertrauen in die Vertretung der Bürger durch den Gemeinderat zu schwanken.
Ich wünsche dem Bündnis, bei dem sich im ersten Gang der Gründung fünfzig Bürger eingetragen haben, viel Erfolg und hoffe, dass ihre Arbeit dazu beiträgt, die Gemeindedörfer der Krummhörn von persönlichen politischen Botschaften entlang der Landes,- und Gemeindestraßen zu befreien.
Das Ziel des Bündnisses ist jede Form von extremistischen Aktivitäten und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – wobei zurzeit gerade Gefahren durch populistische und extrem rechte Strömungen in der Krummhörn wachsen – erkennen, deuten und dagegen handeln und hierfür ein Anlaufpunkt für die Bürger zu sein.
Möge die Gründung des Bündnisses auch eine Anregung für die etablierten Ratsparteien sein, näher am Bürger zu agieren und transparenter zu kommunizieren. Lasst uns gemeinsam darüber reden, wie wir Ausgrenzung vermeiden können, ganz gleich aus welcher politischen Richtung.
Dieser Abend zeigte deutlich, was ein SPD-Mitglied aus der Loquarder Nachbarschaft in diesen Tagen vor der Veranstaltung in Pewsum zu mir sagte: „Wir müssen uns mit den Leuten in Verbindung setzen, die sich für die AFD interessieren und wir müssen mit ihnen und der Partei sprechen. Ausgrenzen ist ein Unding.“
Das Wort Ausgrenzung taucht auch im Gründungspapier des Bündnispapiers auf, Zitat: „Wir lehnen Hass und Gewalt sowie die Leugnung historischer Tatsachen, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie, Antisemitismus und religiöse Ausgrenzung zutiefst ab…“
Wie auch immer und aus welcher Richtung das formuliert ist, genau darüber sollten wir immer nachdenken und dann reden.
Kontaktadressen zum Bündnis werden hier in Kürze zur Verfügung stehen, weil ich die Veranstaltung gestern etwas früher verlassen musste.